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Schlafroutinen, Intuition und Lebensentwürfe

Autorenbild: Rebekka LessingRebekka Lessing

Aktualisiert: 24. Nov. 2024

Am Wochenende lag ich morgens wach im Bett, habe einen Traum Revue passieren lassen und hatte dabei einen echten Aha-Moment. In dem Traum war ich auf einem Konzert. Auf dem Weg zur Toilette musste ich durch einen Gang mit vielen verschiedenen Spiegeln. Ich blieb stehen und betrachtete mich selbst. Dabei überlegte ich, wie es wohl wäre, selbst auf der Bühne zu stehen und Sängerin zu sein. In Gedanken hatte ich dabei ein Mikro in der Hand und posierte vor dem Spiegel. Plötzlich fiel mir auf, wie meine Gedanken abschweiften und ich viel mehr die Spiegel beobachtete. Feststellte, wie schön sie gearbeitet waren und in welcher Konstellation ich sie in einem Innendesign sehen würde. Der Traum ging dann noch weiter, doch als ich aufwachte, blieb genau das hängen. Ich war zwischenzeitlich geprägt von dem Gedanken, eine andere Rolle, einen anderen Beruf zu haben, um dann festzustellen, dass mein Interesse eben doch da liegt, wo ich jetzt auch grade bin. Zumindest teilweise. Was für ein Geschenk!



Da lag ich also und überlegte, warum dieser Traum so einen großen Aha-Effekt auslöste. Und merkte, wie ich entspannter wurde und loslassen konnte. Die Wochen zuvor hatte ich mich so verkrampft. Hauptsächlich lag das daran, dass sich die Schlafroutinen bei uns mit dem Baby grade nochmal stark verändern. Bislang sind wir sehr nach Bauchgefühl gefahren, was das Schlafen anging und insgesamt war das auch recht entspannt für alle Beteiligten. Doch vor ein paar Wochen wurden die Nächte schwieriger, irgendwann so intensiv und schlaflos für mich, dass eine Veränderung notwendig war. Nachdem wir alles zum ersten Mal machen, wusste ich dann nicht so recht, wo ich damit ansetzen sollte. Also begann ich mich im Internet einzulesen, was helfen könnte. Schnell landete ich bei Schlafplänen. Ich hatte mich während der Schwangerschaft und kurz nach der Geburt schon etwas damit auseinandergesetzt und wusste, dass es recht verschiedene Ansätze dazu gibt. Zu verkopft wollte ich die Sache auf jeden Fall nicht angehen, doch eine Richtlinie fand ich irgendwie doch hilfreich. Ich versuchte also einige Tage den aufgezeigten Plan umzusetzen und bestmöglich einzuhalten. Das klappte mal mehr, mal weniger gut. Insgesamt wurde ich aber von Tag zu Tag verkrampfter. Denn natürlich klappt so eine Umstellung nicht von heute auf morgen und jeder Tag ist eben anders. Vor allem, weil unser Alltag eben nicht immer nach Schema X verläuft. Wenn wir dann zu stark vom Plan abwichen und das Baby länger zum Einschlafen brauchte oder Naps ganz gekippt hat, wurde ich hibbelig. Und so startete ein unguter Kreislauf: je mehr ich verkrampfte, desto unausgeglichener wurde das Baby, was sich wiederum auf mich auswirkte… Nach einigen Tagen merkte ich deutlich, dass dieser strikte Plan mehr an meinen Nerven zerrte als alles andere. Ich begann wieder locker zu lassen und mich zu entspannen. Darauf zu vertrauen, dass wir weiterhin mit einer gewissen Flexibilität hinkommen werden, Hauptsache, wir bekommen alle genug Schlaf. Es ist noch nicht perfekt und wird es sicher auch nicht, aber es pendelt sich langsam wieder ein. Und wir alle werden wieder gelassener, was die Situation maßgeblich verbessert.


Ein Bild, dass ich versuche festzuhalten, denn es trifft auf viele Lebensbereiche zu. Beispielsweise den mit den (beruflichen) Lebensplänen. Auch da muss ich erstmal schauen, was wie gerade für mich möglich ist. Vollkommen normal, dass der Wiedereinstieg in den Beruf, selbst in sehr kleinem Maß, erstmal eine Anpassung im Alltag erfordert und sich einspielen muss. Doch auch da möchte ich oft, dass alles auf Anhieb klappt. Schließlich sehen wir das ja zur Genüge auf Instagram & Co. Selbstständige Frauen, die gefühlt alles sofort auf die Reihe bekommen. Die nicht nur Kinder haben, sondern quasi nebenbei ein ganzes Unternehmen stemmen, gefühlt aber auch ständig in den Urlaub fahren und so von der guten Work-Life-Balance schwärmen. Dieses Bild setzt mich sehr unter Druck. Ich stelle eigene Entscheidungen durch diese externen Einflüsse immer wieder infrage. Bin unschlüssig, ob ich nicht schon viel besser und weiter sein müsste. Verliere die Bodenhaftung und dann schnell mich selbst. In den letzten Wochen musste ich hier ebenfalls einen ganzen Schritt zurückgehen. Mir bewusst machen, dass ich diese Entscheidungen nicht leichtfertig, sondern wohlüberlegt getroffen habe. Dass ich durchaus sehr stolz sein kann, was ich mit meiner Ausgangssituation schon alles geschafft habe. Und dass ich manche Dinge eben eigentlich gar nicht will. Wie die Spiegel in meinem Traum, die ich lieber in einer schönen Wohnung platzieren will, als mich darin als Star zu sehen. Ich schreibe mir diese Gedanken also auf und einige Post-its dazu, die mich in den nächsten Wochen daran erinnern, dass ich loslassen darf und mich langsam an die neue Situation anpassen kann. Bleibt zu hoffen, dass der Aha-Moment mit lange im Gedächtnis bleibt.


Fun Fact am Schluss: Es war das Deichkind-Konzert, von dem ich geträumt habe, denn die letzten Tage habe ich auch dazu (und zu dem Abschiedskonzert von Fettes Brot) viel auf Instagram gesehen. Hat mich daran erinnert, dass ich auch das bald mal wieder in Angriff nehmen sollte. Ein Konzert besuchen und alles einfach mal wieder so richtig Raustanzen ;-)




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